Wallensteins Reichtum: Wie ein Böhmisches Münzkonsortium 1622-23 die Kipper- und Wipper-Finanzkrise auslöst und auf Kosten der Allgemeinheit große Profite macht
Wallenstein war nicht nur ein genialer Feldherr, sondern ein Unternehmer, dessen Skrupellosigkeit selbst heutige Manager erbleichen ließe. Hier erfahren Sie, wie sein Konsortium das europäische Geldwesen zugrunde richtete.
Begleiten Sie uns auf unserer Reise durch die Welt des Geldes. Heute machen wir Halt im böhmischen Jitschin. Wir befinden uns im Jahr 1627 nach Christus.
Er war ein großartiger Feldherr, dieser Albrecht von Waldstein, den wir heute unter dem Namen Wallenstein kennen. Als er diese Münze 1627 in seiner Residenz Jitschin prägen ließ, stand er auf dem Höhepunkt seiner Macht. Der Kaiser hatte ihn zum Herzog von Friedland ernannt und ihm das Kommando über das gesamte kaiserliche Heer anvertraut.
Und dabei stammte Wallenstein aus einem bis dahin völlig unbedeutenden Geschlecht. So war ihm nichts anderes übrig geblieben, als in fremde Dienste zu treten.
Er machte Karriere im kaiserlichen Heer. Außerdem verschaffte ihm eine reiche Heirat die Mittel, sich Güter im südlichen Mähren zu kaufen. Wallenstein erwies sich als erfolgreicher Unternehmer. Er verdiente ein Vermögen, mit dem er sich aufmachte, seinen Platz am kaiserlichen Hof von Wien zu erobern.
Wallensteins Stunde schlug mit dem Prager Fenstersturz. Der entfesselte einen Krieg, der ganz Zentraleuropa in Armut stürzte, und einigen Geschäftsleuten die Gelegenheit bot, unerhörte Gewinne zu machen.
Denn der Kaiser brauchte gewaltige Summen, um seine Soldaten zu finanzieren. Und so machten ihm sein Hofkammerpräsident Hans Ulrich von Eggenberg und Karl I. von Liechtenstein einen Vorschlag: Ein Konsortium von Adligen, Juden und Bürgern würde dem Kaiser sechs Millionen Gulden zahlen. Als Gegenleistung erhielt es für ein Jahr das Münzregal in Böhmen, Mähren und Niederösterreich. Wallenstein war Mitglied in diesem Konsortium. Er ahnte das großartige Geschäft.
Das Konsortium ließ nämlich sehr schlechte Münzen prägen. Eigentlich schrieb ein Reichsgesetz vor, dass Münzen im Wert von 79 Gulden rund 230 Gramm Silber enthalten müssten. Das Konsortium aber prägte aus den 230 Gramm Münzen im Wert von mindestens 110, wenn nicht sogar 120 Gulden.
Agenten des Konsortiums reisten im ganzen Land herum, um alte guthaltige Münzen gegen neue Münzen aus schlechtem Silber aufzukaufen. Sie wippten die Münzen – wogen sie also auf einer Waage, und kippten die guthaltigen, sortierten sie aus, wie man heute sagen würde. Diese Tätigkeit gab der Periode den Namen: Die Kipper- und Wipperzeit. Und das war ein äußerst lukratives Geschäft!
Deshalb prägte man nicht nur im Habsburger Reich schlechte Münzen, sondern auch in der Stadt Magdeburg, in Nordhausen oder in der Grafschaft Solms. Viele Münzstätten hatten seit dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges das Gleiche gemacht, aber noch keiner so systematisch und in einem so großen Ausmaß wie das kaiserliche Konsortium.
Die Leidtragenden waren diejenigen, die ihren Lohn in Geld erhielten. Ihre Münzen wurden immer weniger wert. Ihr Einkommen reichte bald nicht mehr, um sich das tägliche Brot zu kaufen. Die Reichen dagegen waren nicht betroffen. Ihre Taler und Goldgulden kannten keine Münzmanipulation.
Der Handel stagnierte. Und immer mehr Menschen verelendeten. Die Mitglieder des Konsortiums dagegen hatten ihre Schäfchen ins Trockene gebracht, und das nicht nur finanziell.
Wallenstein zum Beispiel durfte mit seinem Gewinn rund 50 Herrschaften in Nordostböhmen erwerben, die der Kaiser von seinen Gegnern konfisziert hatte. Sie wurden mit der Residenz Jitschin zum Herzogtum Friedland erhoben, Wallenstein so zum Herzog gemacht.
Und Wallenstein wurde reicher und reicher. Er wurde so reich, dass der Kaiser ihn zu fürchten begann.
1634 ermordeten ihn kaisertreue Offiziere in Eger. Ob der Kaiser den Befehl dazu gab? Wir wissen es nicht. Jedenfalls wurde das Herzogtum Friedland auf kaiserlichen Befehl hin besetzt und Wallensteins Besitz an seine Mörder verteilt.