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Rex Senator Urbis? Karl von Anjou als Senator Roms und Lehenskandidat für Sizilien im 13. Jahrhundert - gegen die Staufer und gegen den Papst

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Karl von Anjou, Konradin und Rom, Hauptstadt der Welt, sie sind die Hauptgestalten unserer Geschichte, die vom blutigen Ende der Staufer und der Eroberung Siziliens erzählt.

 

 

Begleiten Sie uns auf unserer Reise durch die Welt des Geldes. Heute machen wir Halt in Rom. Wir befinden uns in den Jahren nach 1268 nach Christus.

 

Eine prächtig gekleidete Frau ist auf dieser Münze zu sehen. Sie trägt auf dem Kopf eine Krone mit lange herunterhängenden Pendilia. In der rechten Hand hält sie den Globus als Zeichen der Herrschaft über die Welt, in der linken einen Palmzweig als Attribut des Sieges. Um wen es sich handelt, lesen wir in der Umschrift. ROMA CAPVD MVNDI, dahinter SPQR für Senatus PopulusQue Romanus. Rom, Hauptstadt der Welt. Senat und Volk von Rom.

 

Die Göttin Roma als Repräsentantin eines christlichen Roms? Senat und Volk von Rom in der Stadt des Papstes? Wie merkwürdig! Und auch die Rückseite der Münze wirft Fragen auf.

 

Der Löwe ist noch nicht wirklich außergewöhnlich. Aber die Umschrift! Sie lautet CAROLVS REX SENATOR VRBIS, also König Karl, Senator der Stadt Rom. Wer war dieser Karl? Und von was war er König? Und warum nannte er sich Senator zu einer Zeit, in der es schon längst keinen römischen Senat mehr gab?

 

Um all diese Fragen zu beantworten, müssen wir knapp 20 Jahre in der Geschichte zurückgehen.

 

Im Dezember des Jahres 1250 starb Friedrich II., Kaiser über das deutsche Reich und König von Sizilien. Zu gerne hätte er auch über Nord- und Mittelitalien geherrscht. Sein halbes Leben verbrachte er damit, Krieg um diese Gebiete zu führen.

 

Und dabei hatte er sich einen unversöhnlichen Feind geschaffen, den Papst. Der saß zwischen dem Reich und Sizilien in der Zwickmühle. Kein Papst konnte es zulassen, dass Deutschland und Sizilien unter einem Herrscher vereint waren.

 

Deshalb hatte der Papst schon zu Lebzeiten Friedrichs einen neuen Herrscher für Sizilien gesucht. Er behauptete, das Königreich sei ein päpstliches Lehen, und deshalb könne er, der Papst, es dem Kandidaten geben, den er für richtig halte.

 

Leider war niemand bereit, das starke und reiche Sizilien anzugreifen, um die Staufer zu vertreiben. Außerdem wollte der Papst aus dem Handel noch ein gutes Geschäft machen.

 

Nur ein Mann war ehrgeizig genug, um darauf einzugehen:

Karl von Anjou, der jüngere Bruder Ludwigs des Heiligen. Er unterzeichnete im Jahr 1263 den päpstlichen Vertrag - und brach ihn, noch bevor er Frankreich überhaupt verlassen hatte.

 

Grund dafür war die Stadt Rom. Die stand damals nicht unter der Kontrolle des Papstes. Im Gegenteil, der römische Adel versuchte, sich als unabhängige Republik zu gebärden, wie Florenz oder Venedig. Und da kam den Römern Karl von Anjou gerade recht. Sie machten ihn zum Senator, zum obersten Beamten ihrer Kommune.

 

Das war eindeutig gegen den Vertrag. Karl hatte versprochen, kein Amt in Italien zu übernehmen. Nun war er oberster Herr der Exekutive in Rom. Doch dem Papst blieb keine andere Wahl: es gab niemanden, den er an Stelle Karls mit Sizilien hätte belehnen können. So gab er nach.

 

Am 23. Mai 1265 ließ sich Karl von Anjou im Senatorenpalast auf dem Kapitol nieder. Am 28. Juni krönten ihn vier Kardinäle zum König von Sizilien.

 

In einer einzigen Schlacht besiegte er seinen Konkurrenten Manfred, den unehelichen Sohn Friedrichs II. Doch damit war der Kampf noch nicht gewonnen.

 

Konradin, der Enkel Friedrichs II. und damit legitimer Erbe Siziliens, machte sich auf, um das Königreich zu erobern. Er war fünfzehn Jahre jung, als er Deutschland verließ. Viele Soldaten hatte er nicht, aber die Menschen liebten ihn. Die Römer hießen den hübschen Jungen geradezu enthusiastisch willkommen. Er war ein Mann, wie ihn die Menge liebte: jung, dynamisch, blond und hoffnungsvoll.

 

Einen Monat später war sein Heer vernichtet und Konradin ein Gefangener Karls von Anjou.

 

Der ließ den letzten Staufer am 29. Oktober 1268 öffentlich auf dem Marktplatz von Neapel hinrichten – zum Entsetzen der gesamten adligen Welt. Karl dachte, damit gesiegt zu haben. Es gab keinen weiteren Konkurrenten. Sizilien schien sein.

 

Rom unterwarf sich ihm demütig. Karl übernahm wieder das Amt des Senators und gewann so die Kontrolle über die Stadt zurück. Ihm unterstand die Verteidigung, die Gesetzgebung, das Finanz- und Steuerwesen. Kurz, diese Münze, auf der er sich als Senator Roms bezeichnete, ist ein Zeugnis für seinen gewaltigen Sieg.

 

Nun konnte er daran gehen, die Schulden, die er für die Eroberung Siziliens aufnehmen musste, wieder zurückzuzahlen. Karl baute in seinem gesamten Reich eine geradezu modern anmutende Steuerverwaltung auf. Und die Sizilianer hassten ihn dafür.

 

So kam es zum Aufstand. In der Sizilianischen Vesper empörten sich die Adligen des Landes. Sie holten Peter von Aragon ins Land. Zwischen Anjou und Aragon kam es zu einem Krieg, der jahrzehntelang dauern sollte. Er machte das einst so reiche Sizilien zu einem der ärmsten Länder Europas.

 

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