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: Sigismund der Münzreiche von Tirol und der Berner Bär: Berner Großsilbermünzen nach Tiroler Vorbild und im Trend der Zeit anno 1494

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Wussten Sie dass es die Stadt Bern Ende des 15. Jahrhunderts mit den mächtigsten Fürsten Europas aufnehmen konnte? Ein Zeugnis der Berner Großmachtpolitik präsentieren wir Ihnen hier.


Begleiten Sie uns auf unserer Reise durch die Welt des Geldes. Heute machen wir Halt in Bern. Wir befinden uns im Jahr 1494 nach Christus.

 

Groß steht es am Rand der Münze: Im Jahr 1494 hat Bern diesen Guldiner geprägt. Die Berner Burger befanden sich damit rein wirtschaftlich gesehen auf dem allerneuesten Stand. Der erste Guldiner überhaupt war gerade einmal acht Jahre zuvor geprägt worden.

 

Verantwortlich dafür war der Tiroler Landesfürst, Sigismund der Münzreiche. Er initiierte eine Silbermünze, die genauso viel wert war wie ein Goldgulden. Deshalb heißen diese ersten Großsilbermünzen Guldiner. Sie dienten in erster Linie der Repräsentation.

 

So trägt Sigismund der Münzreiche eine imposante Ritterrüstung. Links von ihm ist sein Wappen, rechts sein Turnierhelm zu sehen.

 

Auch die Burger von Bern bedachten sorgfältig, wie sie ihre Stadt präsentieren wollten. Sie waren stolz darauf, direkt dem Kaiser zu unterstehen. Und so zeigt ihre Münze keinen weltlichen Herrscher, sondern den Stadtheiligen, den heiligen Vinzenz.

 

Der diente der Legende nach dem Bischof des spanischen Saragossa als Diakon. Er soll unter Diokletian für seinen Glauben gestorben sein.

 

Alle Abbildungen zeigen ihn mit der Tonsur des Diakon.

 

In der rechten Hand hält er ein Buch als Attribut des gelehrten Klerikers. Der Palmzweig in seiner linken Hand weist ihn als Märtyrer aus.

 

Der Berner Guldiner ist seinem Tiroler Vorbild genau nachempfunden. Ob Fürst oder Heiliger, beide stehen frontal vor uns. Der Fürst sieht uns ehrfurchtheischend

in die Augen. Der Heilige blickt bescheiden in sein Buch. Aber sehen Sie auf Kopf und Füße! Beide Figuren durchbrechen das Schriftband. Und die Berner Nachahmung verwendet zur Worttrennung in der Legende sogar eine fast identische Rosette wie das Vorbild.

 

Auch die Rückseite imitiert den ersten Guldiner. Bildete der Erzherzog von Tirol im Wappenkreis alle Herrschaften ab, über die er regierte, zeigen die Berner Burger eine geradezu erschlagende Menge von Wappen der Gebiete, über die Bern die Herrschaft ausübte.

 

Der Berner Bär, über dem als Zeichen der Reichsunabhängigkeit der doppelköpfige Reichsadler schwebt, verschwindet fast unter der Last der Wappen.

 

Und dabei war er das Berner Wappentier, das zurückgeht auf die Gründungslegende. Herzog Berchtold V. von Zähringen soll 1191 einen Bären erlegt haben, nach dem er die neu gegründete Stadt benannte.

 

Noch heute nennen die Berner ihren zentralen Platz den Bärenplatz, das beherrschende Stadttor den Käfigturm. Diese Namen reichen zurück bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts, als die Berner begannen, dort öffentlich einen lebenden Bären auszustellen. Das war ein Statussymbol. Nur die mächtigsten und reichsten Herrscher besaßen damals wilde Tiere.

 

Es war also nicht irgendeine unbedeutende Stadt, die da den Tiroler Guldiner nachprägte. Bern hatte sich nur wenige Jahre zuvor den Rang einer Großmacht erkämpft.

 

1476 vernichteten die Eidgenossen bei Grandson und Murten das stolze Heer des damals mächtigsten Fürsten des Reiches. Karl der Kühne soll, wenn wir einem alten Merkspruch glauben, bei Murten den Mut und bei Grandson das Gut verloren haben.

 

Den Siegern fiel tatsächlich eine enorme Beute zu, von der Bern einen großen Teil für sich beanspruchte. Man erbeutete Waffen und die burgundische Kriegskasse, nicht zu vergessen, den Staatsschatz Karls des Kühnen, also sein Prunkschwert, seinen Thron, sein goldenes Siegel und den mit Perlen verzierten Hut, der ihm als Krone gedient hatte.

Um Ihnen eine kleine Vorstellung von diesem Reichtum zu geben: Die Stadt Basel verkaufte im Jahr 1504 vier winzige Schmuckstücke aus ihrem Teil der Beute. Jakob Fugger zahlte dafür die unglaubliche Summe von 40.200 Gulden!

 

Kein Wunder, dass die Bürger von Bern genug Geld für Prestigeprojekte besaßen. Sie statteten das Münster, das sie gerade zu Ehren des hl. Vinzenz neu errichteten, prachtvoll aus.

 

Und sie ließen die repräsentativsten Münzen ihrer Epoche prägen, damit die in der ganzen damals bekannten Welt vom Ruhm der Berner Burger Zeugnis ablegten.

 

Danke fürs Zuhören. Und Sie finden noch viele weitere Podcasts rund ums Thema Geld auf der Seite der Sunflower Foundation.

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