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Das Buch «Im Takt des Geldes»

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Um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert durchlebt die europäische Welt einen gewaltigen Wandel. Die Geburt der Marktwirtschaft führt zu einem neuen Denken – bis tief ins Unbewusste. Es bedingt sogar den Taktrhythmus, eine rhythmische Wahrnehmung, die es bis dahin überhaupt nicht gegeben hatte. Und es entsteht durch etwas, was die Gesellschaft ganz und gar durchdringt: das Geld. Wie die Allgegenwärtigkeit des Geldes das Denken in der Neuzeit prägt, zeigt Eske Bockelmann anhand seiner überraschenden und fundierten These auf. 


Blick ins Buch hier.

 

Es ist auch ein gleichnamiger Film erhältlich hier

 

Eske Bockelmann, * 1957, hat Klassische Philologie und Germanistik studiert. Er war als Dramaturg am Nationaltheater Mannheim und in verschiedenen Funktionen an den Universitäten München, Würzburg und Marburg tätig. Zurzeit lehrt er an der Technischen Universität Chemnitz. Der Autor hat diverse Werke verfasst, unter anderem «Abschaffung des Geldes», das auch als E-Book verfügbar ist.

Denken im Takt des Geldes

 

Review von Andreas Exner:

  • Descartes, Galilei, Newton haben unsere Weltauffassung von Grund auf verändert und einem vollständig neuen Denken zum Durchbruch verholfen. Erst durch die wissenschaftliche Revolution des 17. Jahrhunderts sind jene dramatischen technischen Fortschritte möglich geworden, die inzwischen das gesamte Leben der Menschen durchdringen. Was aber hat dieses neue Denken ermöglicht? Eske Bockelmann zeigt, daß um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert sich nicht nur das Denken, sondern auch die Rhythmuswahrnehmung der Menschen verändert. Das Hören nach dem Takt, das uns heute als das einzig natürliche erscheint, hat also seinen historischen Ursprung in derselben Zeit und in derselben gesellschaftlichen Umgebung wie die moderne Wissenschaft. Eske Bockelmann zeigt, daß wir bisher von unserem Denken selbst noch unzureichende Vorstellungen haben. Er hat ein Werk geschaffen, das Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftstheorie neu schreiben könnte – mit unabsehbaren Folgen für unsere gesamte Denk- und Lebenspraxis. 
  • Was Eske Bockelmann uns bietet, ist nichts weniger als das: einen vollständig veränderten Blick auf die Geschichte der Neuzeit, also nicht zuletzt auch unserer Gegenwart. Den Leserinnen und Lesern verlangt er dabei einiges ab. Doch eine Tour de Force wird daraus keineswegs. Denn Bockelmann schreibt nicht allein informiert und originell, sondern zugleich ausgesprochen lesbar. Man merkt, hier ist ein Georg Büchner-Experte am Werk, und so ist – allen Ungeheuerlichkeiten des Autors Gegenstands zum Trotz – das Buch regelrecht Genuss: ein Literat macht kritische Theorie.
  • Bockelmanns zentrale These: die moderne Geldwirtschaft, die allgemeine Vermittlung des Verkehrs der Menschen über das Geld als eines Verkehrs von Geldbesitzenden, erfordert und bringt hervor einen spezifischen Reflex, eine «synthetische Leistung», wie Bockelmann sie nennt. Was dieser Reflex, den jede und jeder in den alltäglichsten Verrichtungen zu leisten hat und leistet, in uns anrichtet, dem gibt der Autor breiten Raum: prägt er Bockelmann zufolge doch unseren Weltbezug schon in der tiefsten, scheinbar unbedingten Empfindung, dem Takt – die Wahrnehmung von Rhythmus also in der Form von Betont-Unbetont, Tik-Tak – bis in die «lichtesten Höhen» reflexiven Denkens, der gesamten neuzeitlichen Mathematik und der Naturwissenschaft, ja, bis hin zur Philosophie.
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