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Phänomenologie des Geldes

Geld ist viel mehr als ein Kaufmittel: Es ist ein soziales Phänomen, kann Beziehungen zwischen Menschen schaffen, Ungleichheiten zwischen Menschen einebnen – oder verstärken. Der Philosoph und Wirtschaftsethiker Karl-Heinz Brodbeck arbeitet in diesem Kurs die Natur des Geldes und seine Rolle in der Gesellschaft heraus.

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Was erwartet Dich in diesem Kurs?

Die Phänomenologie ist eine Philosophie, die sich mit der Beschreibung von Erfahrungen befasst und versucht, das Wesen von Phänomenen zu erfassen, indem sie die Art und Weise untersucht, wie sie in unserem Bewusstsein auftreten. Die Phänomenologie hat einen großen Einfluss auf die Philosophie, die Sozialwissenschaften und die Geisteswissenschaften.

Einer der zentralen Aspekte der Phänomenologie ist die Idee, dass Erfahrungen im Wesentlichen subjektiv sind. Das heißt, dass die Art und Weise, wie wir die Welt erleben, von unseren individuellen Wahrnehmungen und Interpretationen abhängt. Diese Idee steht im Gegensatz zu einem objektiven Verständnis der Wahrheit, bei dem es eine unabhängige Realität gibt, die von unseren Wahrnehmungen und Interpretationen unabhängig ist.

Die Phänomenologie bietet eine wertvolle Methode, um die Welt zu verstehen und uns selbst besser kennenzulernen. Indem wir uns auf unsere unmittelbaren Erfahrungen konzentrieren und uns von unseren Vorurteilen und Annahmen distanzieren, können wir ein tieferes Verständnis der Natur der Dinge erlangen und uns besser auf die Welt um uns herum einstellen.

Wer hat diesen Kurs verfasst?

Karl-Heinz Brodbeck ist ein deutscher Philosoph, Kreativitätsforscher, Ökonom und Wirtschaftsethiker. Er ist emeritierter Professor für Volkswirtschaftslehre, Statistik und Kreativitätstechniken an der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt und Mitglied des Lehrkörpers der Hochschule für Politik in München. Er vertritt eine an die buddhistische Ethik angelehnte Wirtschaftsethik, formulierte eine eigene alternative Theorie der Kreativität und entwickelte vor dem Hintergrund seiner Kritik der traditionellen Ökonomik eine neue Theorie des Geldes. 

Das MoneyMuseum Zürich hat den Text editiert und Videos produziert. Grundlage bleibt der Text "Phänomenologie des Geldes".

Was kannst Du in diesem Kurs lernen?

Die Phänomenologie des Geldes ist ein wichtiger Teil der philosophischen und soziologischen Theorie, der uns viel über die Natur des Geldes und seine Rolle in der Gesellschaft lehren kann. Hier sind einige Dinge, die man von der Phänomenologie des Geldes lernen kann:

  • 1. Geld ist nicht einfach nur eine Sache, sondern ein soziales Phänomen: Geld hat keine inhärente Bedeutung oder Wert, sondern erhält seine Bedeutung durch die soziale und kulturelle Bedeutung, die ihm von der Gesellschaft gegeben wird. Es ist wichtig zu verstehen, dass Geld nur deshalb wertvoll ist, weil wir es als wertvoll betrachten.
  • 2. Geld ist ein Medium der Beziehungen: Geld ist nicht nur ein Tauschmittel, sondern es stellt auch ein Medium dar, durch das soziale Beziehungen zwischen Menschen aufrechterhalten und strukturiert werden können. Geld beeinflusst die Art und Weise, wie wir uns als Individuen und als Teil von Gruppen wahrnehmen.
  • 3. Geld kann Entfremdung erzeugen: Geld kann dazu beitragen, dass Menschen sich von ihrer Arbeit, von anderen Menschen und sogar von sich selbst entfremden. Durch die Abstraktion und Kommodifizierung von Arbeit und anderen sozialen Beziehungen kann Geld dazu führen, dass wir uns von der wirklichen Welt entfremden.
  • 4. Geld kann Macht und Ungleichheit verstärken: Geld kann dazu beitragen, dass einige Menschen mehr Macht und Einfluss haben als andere. Menschen mit viel Geld haben oft mehr Möglichkeiten und können sich mehr Dinge leisten als Menschen mit weniger Geld. Dies kann dazu führen, dass bestimmte soziale Gruppen in der Gesellschaft benachteiligt werden.

Insgesamt kann die Phänomenologie des Geldes dazu beitragen, uns bewusster zu machen, wie wir unsere Beziehungen zu Geld und anderen Menschen gestalten. Es kann uns helfen, die sozialen und kulturellen Bedeutungen von Geld zu verstehen und wie diese Bedeutungen unsere Beziehungen und unsere Gesellschaft beeinflussen.

  • Lektion 1: Was ist Phänomenologie?
  • Lektion 2: Geld als Vergesellschaftung
  • Lektion 3: Geld als Denkform
  • Lektion 4: Geldeigenschaften
  • Lektion 5: Geldgier

Was ist Phänomenologie?

Die Phänomenologie ist eine Schule, die sich nicht an eine vordefinierte Methode hält, sondern sich von den Phänomenen selbst leiten lässt. Im Gegensatz zur Wissenschaft, die methodisch Gegenstände behandelt, bringt die Philosophie Denkprozesse ins Bewusstsein. Die menschliche Gesellschaft organisiert sich immer durch das Bewusstsein der vielen Menschen, wodurch die wissenschaftliche Methode, die Theorie und Realität trennt, beim Geld fehlschlägt. Die Phänomenologie stellt das Bewusstsein wieder in den Mittelpunkt und betrachtet die menschliche Gesellschaft als eine Ansammlung von individuellen Bewusstseinszuständen.

Objekte, die wahrgenommen oder gedacht werden, setzen immer ein Subjekt oder Bewusstsein voraus. Kant argumentierte, dass Dinge an sich nicht getrennt von der Erkenntnisrelation zwischen Subjekt und Objekt erkannt werden können. Die Phänomenologie stellt diese Frage nicht, da sich die Gesellschaft immer nur durch das Bewusstsein hindurch organisiert. Es gibt keine Entität der Gesellschaft "da draußen", sondern nur Menschen, die denken, handeln, sprechen und die Gesellschaft täglich neu erschaffen.

Die Phänomenologie betrachtet die Dinge selbst - wie zum Beispiel das Geld - und schiebt alle theoretischen Vorinterpretationen zunächst beiseite. Sie betrachtet die Sache aus einer neuen Perspektive und macht sich dabei den begleitenden Denkprozess bewusst. Dies ermöglicht es, neue Erkenntnisse zu gewinnen und Vor-Urteile und Modelle zu durchbrechen, die sich im gewohnten, alltäglichen Umgang mit Dingen eingeschlichen haben.

 

Geld als Vergesellschaftung

Der Text beschäftigt sich damit, wie Geld die Menschen in der Gesellschaft miteinander verbindet. Dabei geht es um die Bedeutung des Begriffs "Vergesellschaftung" und warum es wichtig ist, dieses Konzept zu verstehen, um die Krisen in der Gegenwart besser zu begreifen. Für den Autor Brodbeck ist "Gesellschaft" ein grundlegender Begriff und bedeutet die Einheit der Vielen. Die Vergesellschaftung geschieht nicht objektiv, sondern hängt vom Denken der Menschen ab und wird durch Sprache und Geld verwirklicht. Eine Philosophie des Geldes ist daher auch immer eine Theorie der Gesellschaft. Die Phänomenologie, eine Methode des Philosophierens, wurde bereits 1807 von Georg Friedrich Hegel eingeführt. Der Text erklärt auch, dass Geld als Begriff in der menschlichen Gesellschaft neuartige Eigenschaften hat und nicht aus früheren Formen erklärt werden kann, weshalb archäologische Untersuchungen allein nicht ausreichen, um Geld als Geld zu verstehen.

Geld als Denkform

Geld ist eine Form des Denkens und seine Existenz hängt davon ab, dass es als solches erkannt wird. Auch wenn wir im Alltag oft denken, dass Geld "da draußen" ist, anwesend oder abwesend, so ist seine Funktionsweise doch von einem Denkprozess abhängig. Es wird erst zu Geld, wenn wir es als solches anerkennen und ihm eine Bedeutung zuschreiben.

Die Anerkennung durch die Vielen bringt das Sein des Geldes als Geld hervor. Nur wenn etwas allgemein als Geld anerkannt wird, kann es auch als Geld verwendet werden. Nimmt diese Anerkennung jedoch ab, kann dies zu Wirtschafts- und Währungskrisen führen, da Geld nur dann seine Funktion erfüllt, wenn es als allgemeines Tauschmittel anerkannt wird.

Die "Substanz" des Geldes ist also eine kollektiv erzeugte, soziale und zirkuläre Illusion, die auf der Anerkennung der Vielen beruht.

Über Wert, Rechnen und die Bewegungsfunktion des Geldes

In diesem Text geht es darum, wie wir Dingen einen Wert zuordnen und wie Geld als abstrakte Einheit in diesem Prozess eine wichtige Rolle spielt. Der Wert eines Objekts kommt nicht von ihm selbst, sondern wird von uns als Betrachterinnen und Betrachtern bestimmt. Die Trennung von äußerer Tatsache und Wert wurde zu einem methodologischen Prinzip gemacht, d.h. in der Wissenschaft soll der Fokus auf objektiver Beschreibung und Erklärung von Fakten liegen. Allerdings kann man auch eine "wertneutrale" Theorie nicht ohne Werturteil auswählen.

Der Wert entsteht durch die Beziehung zum Geld, das heißt der Preis eines Gutes oder Dienstes spiegelt ein Werturteil wider. Menschen werden auf eine Stufe mit Produktionsmitteln gestellt und ihre Verbindung zueinander wird verdinglicht. Der Ort des Geldverkehrs, der Markt, ist deshalb auch ein Ort der Wertekonkurrenz. Durch das Rechnen in Geld werden alle Dinge in einer abstrakten Einheit gemessen. Das Geld ist also die Abstraktion einer Eins im Rechnen und Teil unserer Sprache und Vergesellschaftung.

Das Rechnen in Geld führt dazu, dass wir uns als isolierte Egos betrachten, getrennt von natürlichen und spezifisch menschlichen Eigenschaften. Geld wird immer wieder ausgegeben und in seiner Bewegung liegt seine Funktion. Jeder Kaufakt beinhaltet eine Zustimmung zum Eigentumsrecht und es entstehen Schuldverhältnisse, die untrennbar zur Geldverwendung gehören. Die Vergesellschaftung in einer Geldökonomie vollzieht sich durch Verschulden und das Auflösen der Verschuldung. Geld ist eine Marktzutrittsschranke und die Geldverwendung führt unaufhörlich zu Geldlosigkeit.

Geldgier

In diesem Text geht es darum, dass Geldgier keine rein psychische Eigenschaft ist, sondern eine subjektive Entsprechung der objektiven Marktzutrittsschranke, nämlich des Geldes. Wer an einer Geldökonomie teilnehmen möchte, benötigt als Eintrittskarte ausreichend Geld. Dieses Streben nach Geld ist also zunächst ein objektiver Grund und notwendig für eine Geldökonomie. Menschen mit hohem Geldbesitz haben den sichersten Zugang zum Markt und können über Kredite auch Lieferungen kontrollieren. Dabei ist der Zins der Ausdruck dieser Machtbeziehung.

Das ursprüngliche Motiv für das Streben nach Geld, nämlich den Marktzutritt zu erlangen, bleibt in der reinen Form der Geldgier erhalten. Dies hat auch ein rationelles Moment. Wenn jedoch Geld aufgehäuft und instrumentell genutzt wird, verselbständigt sich die ursprüngliche Funktion auf die eben genannte Weise der Machtausübung durch Kredite. Die Kirchen haben deshalb das Zinsnehmen verdammt oder verboten.

Wenn man Börsencomputern den Handel mit Wertpapieren völlig automatisch überlässt, ist dies eine mechanische Leidenschaft, die nur das Mehr und Mehr vom immer Gleichen wünscht. Dieser Missbrauch ist ein Charakteristikum für den Neoliberalismus als politischen Ausdruck, der fordert, dass möglichst alle vermittelnden und produktiven Tätigkeiten der Menschen über Märkte und Geld abgewickelt werden sollen. Es wird also eine Privatisierung auch von öffentlichen Gütern gefordert. Hier erreicht eine Entwicklung, die mit dem Missbrauch des Geldes für private Zwecke durch die frühen Wucherer einsetzte, ihren Höhepunkt.

Video-Aufnahmen Karl-Heinz Brodbeck

Phänomenologie des Geldes

Die Phänomenologie ist eine Schule, die sich nicht an eine vordefinierte Methode hält, sondern sich von den Phänomenen selbst leiten lässt. Hier wird erklärt, wie das geht. 

Die Methode der Phänomenologie

Die Phänomenologie betrachtet die Dinge selbst - wie zum Beispiel das Geld - und schiebt alle theoretischen Vorinterpretationen zunächst beiseite. Sie betrachtet die Sache aus einer neuen Perspektive und macht sich dabei den begleitenden Denkprozess bewusst.

Mein persönlicher Zugang zur Phänomenologie

Persönlicher Entwicklungsgang offenbart: wenn ich die Welt verändern will, muss ich sie vorher verstanden haben. Damit beginnt eine faszinierende Entdeckungsreise. Das Erlernen der phänomenologischen Vorgehensweise brachte dem Autor, nach seinen Aussagen, ungeheure Befreiung

Aussagen der Phänomenologie des Geldes

Geld ist eine Form des Denkens und seine Existenz hängt davon ab, dass es als solches erkannt wird. Die Anerkennung durch die Vielen bringt das Sein des Geldes als Geld hervor.

Geldgier oder Notwendigkeit?

eine uralte Diskussion - welche trifft zu?

Hier geht es darum, dass Geldgier keine rein psychische Eigenschaft ist, sondern eine subjektive Entsprechung der objektiven Marktzutrittsschranke, nämlich des Geldes. Wer an einer Geldökonomie teilnehmen möchte, benötigt als Eintrittskarte ausreichend Geld.

Geld und Vergesellschaftung

Hier beschäftigt sich Professor Brodbeck damit, wie Geld die Menschen in der Gesellschaft miteinander verbindet. Dabei geht es um die Bedeutung des Begriffs "Vergesellschaftung" und warum es wichtig ist, dieses Konzept zu verstehen, um die Krisen in der Gegenwart besser zu begreifen. 

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