Kurse
Gespräche über Geld - Geld bewegt
Das persönliche Verhältnis von Menschen zu Geld und die sich wandelnde Rolle des Geldes in unserer Gesellschaft das ist es, worum der Film «Geld bewegt» sich dreht. Dabei kommen sechs Persönlichkeiten aus Unternehmertum, Kunst, Kirche und Wirtschaftssoziologie zu Wort, die ihre eigene Meinung über Geld kundtun. Der Museumsdirektor und Produzent des Films stellt die Protagonisten hier näher vor und sagt, wie es überhaupt zum Film kam. Erschienen ist «Geld bewegt» 2003. Ein Film zum Nachdenken – auch für Sie persönlich. Was setzen Sie mit Ihrem Geld in Bewegung? Oder umgekehrt, werden Sie gar vom Geld bewegt?
von MoneyMuseum
Die Motive des Produzenten
Was mich dazu bewogen hat, diesen Film zu produzieren? Mich hat schon immer interessiert, wie Menschen mit Geld umgehen und was für ein Verhältnis sie dazu haben. Damit verbunden ist mein Interesse daran, wie Erfolg und Geld zusammenhängen. Dabei stelle ich immer wieder fest, dass die Basis des Erfolgs nicht das Geld ist, sondern ein starker innerer Antrieb, eigene Interessen und Talente konkret in die Tat umzusetzen und etwas zu schaffen. Das Geld kommt dann meist von selbst – indem nämlich, dass auch andere Freude an diesem Geschaffenen haben und bereit sind, dafür Geld zu zahlen. Der Erfolg folgt also nicht dem Geld, sondern das Geld dem Erfolg, um es etwas überspitzt zu sagen. Das zeigt sich auch bei den vorgestellten Persönlichkeiten im Film, die alle auf ihrem Gebiet erfolgreich sind obwohl sich das ja nicht in jedem Fall in Geld auszahlt.
Jedenfalls: Menschen und ihr Verhältnis zu Geld in einem Film darzustellen, war schon länger ein Wunsch von mir. Die Bekanntschaft mit dem Regisseur Rudi Burkhalter hat es mir dann ermöglicht, diesen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen.
Die Motive des Regisseurs
«Obwohl ich als Regisseur nicht in einer materiell orientierten Welt lebe, hat mich das Thema Geld schon immer interessiert – wen nicht?», meinte Rudi Burkhalter schmunzelnd auf die Frage,warum er sich auf mein Filmprojekt eingelassen habe. So hat er beispielsweise auch das Drehbuch für die Krimikomödie «Piff Paff Puff» von Lutz Konermann geschrieben, die von drei Ganoven im Zürcher Kreis 4 handelt. In diesem Film treffen sich ein Italiener, ein Jugoslawe und ein Chinese, die alle kein Geld haben und hoffen, sich durch einen betrügerischen Deal welches zu ergattern. Am Schluss sind die Betrüger aber selber die Betrogenen und gehen leer aus. Quintessenz: Geld ist etwas Mythisches, aber auch etwas Illusionäres ...
«Am Film ‹Geld bewegt›», so Rudi Burkhalter weiter, «hat mich gereizt, die Nuancen der darin porträtierten Persönlichkeiten in ihrer Beziehung zu sich selbst und zu Geld herauszuarbeiten, und zwar in einer siebenminütigen Sequenz pro Person. Jede der sechs Personen musste am Anfang ein Statement dazu abgeben, was Geld für sie bedeutet. Meine Aufgabe war es, dieses Statement glaubhaft zu verfilmen.»
Was kannst Du von diesem Kurs lernen?
Aus diesem Text können mehrere Schlüsselideen gelernt werden:
- Das Hauptinteresse des Autors liegt darin, die Beziehung der Menschen zum Geld und dessen Verbindung zum Erfolg zu erforschen.
- Der Autor glaubt, dass Erfolg nicht unbedingt von Geld abhängt, sondern vielmehr von einem starken inneren Antrieb, seine Interessen und Talente zu verfolgen.
- Der Autor schlägt vor, dass Geld oft dem Erfolg folgt und nicht umgekehrt, da Menschen bereit sind, für Dinge zu bezahlen, die sie genießen oder wertvoll finden.
- Der Text gibt Einblicke in die Persönlichkeiten, die im Film dargestellt werden und in ihren jeweiligen Bereichen erfolgreich sind, auch wenn dies nicht immer in Geld umgesetzt wird.
Zusammenfassend bietet dieser Text eine interessante Perspektive auf die Beziehung zwischen Erfolg und Geld und betont die Bedeutung von Leidenschaft und Engagement für den Erfolg.
Titel und Untertitel
hier einige der Titelvorschläge, die zur Diskussion standen:
- Geld bewegt – was bewegen Sie mit Geld?
- Das wichtigste im Leben kann man nicht kaufen (Jewanski)
- Geld ist wie Wasser (Jewanski)
- Nur, man kann nichts mitnehmen (Jewanski)
- Freiheit ist ein schöner Begriff, aber in der Praxis kaum zu leben (Wessbecher)
- Eine Welt ohne Geld kann ich mir vorstellen (Wessbecher)
- Ich betrachte mich als reich (Wessbecher)
- Mein erstes Geld habe ich mit dem Einsammeln von Maikäfern verdient (Stutz, leicht abgewandelt)
- Mit Geld kaufe ich gutes Werkzeug (Steiner, übersetzt)
- Mein erstes Geld habe ich in meinen Traum investiert (Steiner)
- Einige andere Vorschläge, die nicht aus den Texten stammen:
- Mit Geld weint es sich leichter (Somerset Maugham)
Einführung von Jürg Conzett
Die sechs Persönlichkeiten, die im Film «Geld bewegt» auftreten, sind in ganz unterschiedlichen Bereichen tätig. Nicht zuletzt darum haben sie auch eine je eigene Beziehung zu Geld. Manchmal gleichen sich ihre Geldbeziehungen zwar, manchmal sind sie aber ganz verschieden.
Ich stelle mir nun vor, dass die Menschen, die sich den Film anschauen, ihr eigenes Verhältnis zu Geld ebenfalls in der einen oder anderen Aussage wiedererkennen. Insofern repräsentieren die porträtierten Personen im Film auch typische Ansichten über Geld.
Roby Steiner, Flugzeugrestaurator
«Ich habe alles, nur kein Geld …»
Roby Steiner ist ein Hans-im-Glück. Er hat alles, was er braucht. Er ist nicht geldorientiert. Geld dient bei ihm der Sache, es ist zum Beispiel viel besser in seiner QualitätsWerkzeugkiste angelegt als auf einer Bank; man braucht es deshalb nicht zu horten. Roby Steiner wirkt sympathisch, eigenständig und sehr überzeugend. Er kann uns ein Vorbild sein, Geld nicht so ernst zu nehmen bzw. es für einen Lebenszweck einzusetzen, nie aber als Selbstzweck.
Ich habe ihn gefragt, was er machen würde, wenn er plötzlich gar kein Geld mehr hätte. Er lachte aus vollem Herzen und meinte, er würde wieder Selbstversorger werden. Und er wirkte glaubhaft dabei.
H. R. Giger, Designer, Künstler, Autor und Museumsleiter
«Geld an und für sich interessiert mich nicht. Man sollte einfach genug davon haben.»
Das Paradoxe kommt in diesem Satz klar zum Ausdruck: Als Künstler möchte sich Giger nicht um Geld kümmern, aber die Produktion seiner Kunstobjekte braucht eben doch Geld. Eine Zwickmühle. Denn einerseits sagt Giger selber, dass es einem Künstler finanziell gut gehen muss. Andererseits ist er immer bescheiden geblieben,Kreativität ist für ihn wichtig, nicht das gehortete Geld.
Giger zeigt also den Zwiespalt, in den das Geld den modernen Menschen hineinführt: die Gratwanderung zwischen positiven und negativen Aspekten des Geldes. Giger ist keine Person, die in Bezug auf Geld beide Aspekte leben will. Schaut man aber seine Kunst an, dann ist die Dichotomie zwischen dem Positiven und dem Negativen durchaus das dominierende Thema.
Andi Stutz, Seidenfabrikant
«Ich arbeite nur zwei Stunden pro Woche, in der übrigen Zeit widme ich mich den schönen und harmonischen Seiten des Lebens.»
Hier wird betont, dass Arbeit mit Lust zusammenhängen muss, um erfolgreich zu sein. Arbeit ist Selbstausdruck, von innen her motiviert, Berufung.
Andi Stutz ist vom Herzen her ein grosszügiger Mensch, wirkt sympathisch und ist glaubwürdig. Mit seiner Fabric Frontline [Andi Stutz’ Seidenfabrik und -salon in Zürich; Anm. der Red.] ist er materiell auch erfolgreich, und das mag ich ihm herzlich gönnen. Denn er kannte auch materielle Entbehrungen. Geld hat ihn nicht verändert. Er ist also sozusagen der «Souveräne», der «Geldmacher». Aber ich glaube, nicht immer. Es gibt auch eine andere Seite in Andi Stutz, die traurige, melancholische. Diese Seite hat mit Geld nichts zu tun und kann mit Geld auch nicht aufgehellt werden.
Ich habe Andi Stutz in seiner ganzen Verletzlichkeit erlebt, die kommt beim Filmemachen unweigerlich heraus. Und es zeigt, dass es neben der Geldpersönlichkeit noch andere, zum Teil viel dominantere Persönlichkeitsaspekte gibt. Ganz positiv erlebt habe ich allerdings, dass Freude an der Arbeit Andis Hauptaspekt ist für Erfolg, die Freude an der Berufung und daran, sich selbst auszudrücken. Das ist eigentlich eine fast selbstverständliche Aussage und hat etwas Kindliches an sich. Aber wir Erwachsenen vergessen diese Wahrheit manchmal.
Harald Wessbecher, Psychologe, (Geld-)Seminarleiter, Buchautor
«Finanzielle Sorglosigkeit scheint mir dann besonders leicht erreichbar, wenn ich die Fähigkeit habe, aus mir selbst heraus Geld zu schaffen.»
Was meint er mit diesem Satz? Klingt das nicht allzu theoretisch? Was ist, wenn ich Ende Monat Rechnungen bezahlen muss, aber eben nicht «mehr Geld aus mir schaffen kann»?
Harald Wessbecher erklärt die Wichtigkeit von Selbstwertgefühl und Fremdwertgefühl. Nur wer sich selber und Fremde wertschätzt, kann sich frei fühlen – auch frei, davon, Geld haben zu müssen. Man braucht nicht Geld zu besitzen, um über Dinge verfügen zu können. Geldsein – eben Geld aus sich selber zu schaffen, indem man seinen Interessen und Begabungen folgt und damit die Lebensqualität anderer Menschen erhöht und Freude schafft – ist für Harald wichtiger als Geldhaben. Er scheint kein Unternehmer zu sein, der sich um monatliche Salärverpflichtungen kümmert, kein Finanzanleger, der sich täglich um seine Investitionen sorgt – wobei ich mich übrigens gefragt habe, wie Harald sein Geld denn anlegt …
Harald ist ein Helfer im psychologischen Sinn. Er bietet wie Adelheid seine helfende Hand an, im Unterschied zu ihr nimmt er aber dafür Geld an.
Adelheid Jewanski, Pfarrerin
«Geld bedeutet mir auch, dass ich schenken, dass ich grosszügig sein kann.» Und: «Die wichtigsten Dinge im Leben kann man nicht kaufen.»
Hier ist das Herz wichtiger als das Geld. Geld spielt allerdings dahingehend eine Rolle, als man jemandem etwas schenken, ermöglichen kann. Für die Berufsausübung braucht Adelheid Jewanski wenig Geld, ihre Gabe ist das Zuhören, das Interessehaben für den anderen, das Zeithaben. Diese Aspekte sind wichtiger als Geld. Und da wirkt sie als Seelsorgerin überzeugend. Sie gleicht hier Roby Steiner, dem Hans-im-Glück-Typ.
Im Film betont Adelheid Jewanski hauptsächlich die positiven Aspekte des Geldes: etwas schenken, Freude bereiten. Durch die Erfahrungen, die sie in der Seelsorge macht, kennt sie aber auch die Schattenseiten, wie sie nachträglich erzählt. «Geld begegnet mir auch im Zusammenhang mit Existenzängsten und entwürdigenden Abhängigkeiten, mit denen Menschen leben müssen», sagt sie. «Schon der Gang zum Sozialamt ist für Menschen zutiefst peinlich. Ich habe bei einigen Klienten auch die Auswirkungen von Schulden erlebt, eine sich abwärts drehende Schuldenspirale.» Doch Adelheid Jewanski weiss, dass das nicht am Geld liegt: Geld an sich ist weder positiv noch negativ. Vielmehr kommt es darauf an, was man damit tut. Und dass man damit nicht so viel Gutes tut, wie man nur kann, ist für sie schwer zu verstehen.
Aldo Haesler, Wirtschaftssoziologe
«Geld entgleitet uns, weil es zu einem unsichtbaren Gegenstand wird.»
Bei Haesler wird Geld zu einem Phantom. Er meint damit die Verdrängung des symbolischen durch den wirtschaftlichen Tausch. Tausch hat es immer gegeben. Wo Menschen zusammenleben, findet Austausch statt – von Blicken, Gedanken, Meinungen, Gefühlen und eben auch Waren. Durch den Tausch bilden sich gesellschaftliche Beziehungen.
Wenn wir heute aber von Tausch sprechen, meinen wir fast ausschliesslich das Geldwesen, das den Austausch in der Wirtschaft prägt. Der wirtschaftliche Tausch gilt heute als der Tausch schlechthin. Doch das, was eigentlich getauscht wird, wird immer imaginärer. Denn seit der Renaissance hat eine Entwicklung begonnen, in der sich Geld zunehmend entmaterialisiert und immer unsichtbarer wird von der Geldmünze über das Papiergeld und die Kreditkarte bis zum Cybermoney, bei welchem nur noch virtuelle Beträge hin- und herverschoben werden. Geld wird also zum Phantom.
Paradoxerweise werden die zwischenmenschlichen Beziehungen allerdings zunehmend materialisiert. Das zeigt sich ja auch darin, dass wir bereits damit begonnen haben, unsere Beziehungen zu «bilanzieren». Das hingegen, wozu der Tausch eigentlich gedacht war – nämlich, soziale Bindungen zu konstituieren und auf die Dauer zu festigen –, fiel in sich zusammen. Wenn aber alles bloss in Dollars und Cents abgerechnet wird, herrscht Kälte.
Jede der sechs Personen wurde um einen Satz gebeten, der ihre Beziehung zu Geld symbolisiert. Welchen Satz würden Sie sagen?
«Ich habe alles, nur kein Geld …»
«Geld an und für sich interessiert mich nicht. Man sollte einfach genug davon haben.»
«Geld bedeutet mir auch, dass ich schenken, dass ich grosszügig sein kann.»
«Geld entgleitet uns, weil es zu einem unsichtbaren Gegenstand wird.»
Ganzer Film, 52 Minuten Dauer