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Stiervergötterter Städtebelagerer und sterbliches Stehaufmännchen: Aufstieg, Niedergang, Comeback und Ende des Diadochen Demetrios Poliorketes in Makedonien, Griechenland und Asien um 290

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Demetrios Poliorketes (ca. 336–283) war einer der mächtigen Nachfolger Alexanders des Großen. Mehr erfahren Sie hier ...

 

Begleiten Sie uns auf unserer Reise durch die Welt des Geldes. Heute machen wir Halt auf der Insel Euboia. Wir befinden uns etwa im Jahr 290 vor Christus.

 

Euboia ist eine Insel vor der Küste von Griechenland. Seit der Mitte des 4. Jahrhunderts hatte sie zum Königreich Makedonien gehört. Doch mit dem Tod Alexanders des Großen war das riesige Reich auseinander gebrochen. Nun stritten sich viele darum, möglichst große Brocken von Alexanders Erbe an sich zu reißen.

 

Einer von ihnen war Demetrios Poliorketes. Seinen Beinamen Poliorketes, also der Städtebelagerer, erwarb er sich, als er im Kampf um die Macht Athen, Rhodos und viele andere reiche und mächtige Städte belagerte. Die Maschinen, die er dabei einsetzte, wurden legendär. Demetrios erlebte es immer wieder: Auf seinen Befehl hin stürzten Mauern ein. Er entschied, wer umgebracht, wer in die Sklaverei verkauft wurde. Er fühlte sich all den normalen Menschen so unendlich überlegen.

 

Ein Demetrios Poliorketes musste geradezu an seine Göttlichkeit glauben. War er nicht mächtig wie Poseidon, wenn er seine Flotte kommandierte? Er, Demetrios, entschied, welches Schiff friedlich weiterfuhr, welches versenkt wurde. Einer wie er galt im Hellenismus als göttlicher Heros, und so assoziierte sich Demetrios mit dem Herrn der Meere und des Erdbebens, mit Poseidon.

 

Auf seinen Münzen zeugt ein kleines Stierhorn von dieser Verwandtschaft.

 

Gleichgültig, in welchem Medium sich Demetrios darstellen ließ. Immer sind in seine Haarpracht Stierhörner eingearbeitet.

 

In der Antike glaubte man, dass der Stier das heilige Tier des Gottes Poseidon sei. In der ungezähmten Kraft des wilden Bullen erkannte man die Macht der anrollenden Wogen, die überwältigende Zerstörungswut des Erdbebens.

 

Die Wurzeln des Stierkampfs reichen weit, weit in die Geschichte zurück - in eine Zeit, in der die Menschen der Macht des Meeres und des Erdbebens hilflos gegenüberstanden. Vielleicht glaubten sie, sich die Schonung des Herrschers der Naturgewalten zu erkaufen, indem sie sich seinem heiligen Tier, dem Stier, in der Arena stellten.

 

Doch Religiosität verändert sich. Um 300 v. Chr. glaubten die Athener nicht mehr an die Macht Poseidons. Ihnen maß nun Demetrios Poliorketes Sicherheit oder Untergang zu. Und so dichteten sie einen Hymnus zu seinen Ehren.

Sie sangen:

 

„Denn andere Götter sind entweder weit fort oder sie haben kein Gehör oder es gibt sie gar nicht oder sie beachten uns überhaupt nicht, dich aber können wir sehen in voller Gegenwart, nicht in Holz und nicht in Stein, sondern in Wahrheit. Und so preisen wir dich.“

 

Damals war Demetrios auf dem Höhepunkt seiner Macht. Doch im Jahr 301 verlor sein Vater Antigonos der Einäugige die Entscheidungsschlacht von Ipsos. Antigonos bezahlte mit seinem Leben. Demetrios konnte sich retten, doch er hatte alles verloren. Mit seiner Flotte segelte er heimatlos als Pirat über das Mittelmeer.

 

Noch einmal begann Demetrios von vorne. Mühsam eroberte er Stadt um Stadt, Insel um Insel. Es gelang ihm, zuerst das Königreich Makedonien unter seine Kontrolle zu bringen, dann Griechenland. Zu seinem Reich gehörte nun auch die Insel Euboia, auf der unsere Münze geprägt worden ist.

 

Und doch, Demetrios, der Göttergleiche, sollte noch einmal alles verlieren. Er wollte Asien erobern und scheiterte. Demetrios wurde gefangen genommen. Auch wenn man ihn mit Ehrerbietung behandelte, was blieb ihm noch zu tun? Demetrios verbrachte seine Tage mit Ausschweifungen und Gelagen. Drei Jahre machte sein Körper das mit. Dann starb er. Fett, aufgedunsen und menschlich, allzu menschlich.

 

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