Der kaiserliche Denar, die römische Währung für den überregionalen Zahlungsverkehr, wurde im Lauf des 1. Jahrhunderts n. Chr. in Inhalt und Gewicht ständig abgewertet. Das bedeutete nicht nur, dass die Denare immer leichter wurden; sondern sie enthielten auch immer weniger Silber. Im Unterschied dazu blieb das Kupfergeld wertbeständig. Es wurde von den lokalen Behörden für die örtlichen Geschäfte des Alltags geprägt.
Von einem gewissen Zeitpunkt an weigerten sich die lokalen Behörden, die abgewerteten kaiserlichen Denare gegen ihr wertbeständiges Kupfergeld im vorgeschriebenen Verhältnis zu wechseln. Eigentlich wäre ein Denar 16 Asses oder 4 Sesterze wert gewesen; in Wirklichkeit jedoch hatte der Denar zu Beginn des 2. Jahrhunderts einen Wert von nur noch einem As.
Die Stadtbehörden von Tium (in der Provinz Bithynien in Kleinasien) behalfen sich dagegen mit einem einfachen Trick: Sie setzten nicht den Wert des Denars herab, sondern werteten im Gegensatz ihre Kupfermünzen auf. Die vorliegende Münze zeigt unter dem Porträt von Caracalla einen grossen Gegenstempel in Form eines H. Durch diesen Gegenstempel wurde der Wert des Sesterzen (ursprünglich 4 Asses) auf den Wert von 8 Asses verdoppelt (H ist der achte Buchstabe im griechischen Alphabet).
Diese Münze ist eine von ganz wenigen bekannten Sesterzen mit einem griechischen Gegenstempel und daher sehr, sehr selten.